Ich und mein Ego

Heute stand ich ne Weile vor sieben auf. Ich gähnte erst mal ausgiebig in die aufgehende Sonne. Dann ging ich zum Frühstück. Wenig später kam der Neue meiner Träume, also der Typ, der gestern eingeliefert wurde. Er heißt M.: cooler Kerl! Er ist ein halbes Jahr älter als ich, sieht gut aus (find ICH jedenfalls), witzig drauf, trotzdem mit Tiefsinn... na mal sehen, ob ich mir den als Kurschatten auserwähle.

Zuerst ging ich lieber mal mit dem H. spazieren. Da die Therapeutin erst mit dem Oberarzt klären will, ob ich überhaupt Fahrrad fahren darf, darf ich ja bloß noch zu Fuß spazieren gehen. So lief ich mit dem H. durch Wald und Feld, vorbei an blühenden Apfelbäumen und Wiesen und wir erzählten uns gegenseitig unsere Lebensgeschichten.

Danach gabs Gruppensitzung. Nach der Gruppensitzung wollte ich gern ein Einzelgespräch mit der Therapeutin. Das hatte ich dann erst nach dem Mittagessen, nämlich um 13:30 Uhr. Als ich nach ner Viertelstunde wieder aus dem Sprechzimmer kam, saß gerade der M. davor. Der war als Nächster dran und wir gaben uns die Klinke in die Hand. "Oh hallo" welch ein Zufall, hihihi.



Da der M. also im Gespräch war und der H. grad auch in ner Sitzung, also alle potenziellen Kurschatten grad anderweitig beschäftigt waren, ging ich halt alleins spazieren und brütete dabei drüber nach, was die Therapeutin zu mir gesagt hatte.

Ich äußerte nämlich die Befürchtung, dass ich viel zu egozentrisch sei und immer im Mittelpunkt stehen will. Sie dagegen sagte, das Gefühl hat sie überhaupt nicht (aaah, die kennt mich bloß noch nicht richtig!). Sie meinte auch, es will doch JEDER Mensch wichtig sein und genießt es auch, wenn er im Mittelpunkt steht, also sei das ganz normal. Bei Schauspielern sei das sogar Programm. Na, wenn die meint... Jetzt bin ich jedenfalls angemeldet zum Abendgebet, äh, Abendgespräch: Da lass ich mir vor dem Bettgehen noch mal erzählen, dass ich gar nicht egozentrisch bin bis ich heut nachts davon träum, Schauspieler zu werden.