Freitag, 4. Mai 2012

happy end

Heute hatte ich ein Vorstellungsgespräch. Drum war ich dann wieder seit gestern völlig durch den Wind vor lauter Stress - mei, Vorstellungsgespräche stressen mich einfach immer ungemein! Wi-der-lich!

Heute nachts hatte ich deswegen schon einen total blöden Traum. Ich träumte, ich hätt nen Job gekriegt und fahr mit meinem alten Benz, den ich mal vor 15 Jahren hatte, zu der Firma, die war in einem Schloss. Ich kam an das große, barocke Schloss an und stellte das Auto mitten in die Wiese. Dann ging ich rein und begann das Arbeiten (was ich da gearbeitet hab, hab ich allerdings nicht geträumt .. nur dann den Feierabend ). Als ich aus dem Büro raus kam, sah ich, dass die Kollegen ihre Autos alle an die Mauer gestellt hatten, bloß meins stand mitten in der Wiese des Schlossparks neben einem Springbrunnen. Das war mir dann so furchtbar peinlich, dass ich schweißgebadet aufwachte .

Es dämmerte grad erst, war noch ganz früh. Da drehte ich mich von einer Seite auf die andere und konnte nicht mehr schlafen. Ich stand auf und frühstückte. Ich versuchte ein bisschen zu malen, aber es wurde nix. Hey, das stresst mich alles so, dass der ganze Tag hie ist!

Dabei war das Gespräch erst um 14 Uhr! Es war bei einer Zeitarbeit und ich dachte, es sei ein ganz normaler Zeitarbeits-Job so im Einsatz, aber im Gespräch erzählte mir dann die Tussi, dass sie diese Zeitarbeit in Nürnberg ganz neu aufbaun und dafür ne Teamassistenz für intern suchen, die sich dann auch mit dem Personal rumschlägt, Buchhaltung und den ganzen Verwaltungskram macht.

Um Himmels Willen, nein, also das trau ich mir nicht zu: Da flieg ich ja wieder nach ein paar Monaten!

Ich hab einfach das Problem, dass ich die letzten Jahre voll die harten Jobs hatte und alle Leute deswegen meinen, ich bin der totale Checker, voll qualifiziert und hab mords die Ahnung. Dass ich bei all diesen harten Jobs aber ständig wieder rausgeflogen bin, das übersehen die scheint's alle. Hilfe, wie krieg ich nun meine Karriereleiter wieder nach unten, um einen langweiligen Routinejob zu kriegen, in dem ich nicht wieder nach ein paar Wochen absauf?

Nachdem ich das Gespräch hinter mir hatte, war ich erst mal regelrecht erlöst und fühlte mich um Tonnen erleichtert.

"Jetzt tu ich mir was Gutes!" dachte ich, radelte zum Motorradladen "Polo", vorn beim Praktiker ums Eck. Nach der letzten Odyssee hab ich nun die Schnauze voll: Nie mehr verfahren, ich kauf mir ein Navi! Oh, sie haben ja auch eine ganz tolle Schuhe-Abteilung im Motorradladen! Na, also mit den Schuhen kann man aber doch nicht Motorrad fahren...?!

Dann kaufte ich mir das Navi! Es ist ein lustiges Navi: Es läuft auf Akku - also man muss es halt immer daheim aufladen - aber dafür kann man es auch auf dem Fahrrad benutzen oder sogar beim Wandern. Es ist wasserdicht und speziell für Motorräder, drum kann man da eingeben "kurvenreiche Strecke" und "nicht Autobahn", ganz wie ich mir das vorstelle .

"Was hat'n des kost'?" fragte der Ino als ich zuhaus war.
"249 €" sagte ich.
Ino war entsetzt. Für das Geld wär er den ganzen Sommer mitgefahren, meinte er, und hätt mir immer brav gesagt: "Biegen Sie jetzt links ab...!"

Ich krabbelte gleich unter die blaue Regenabdeckhaube, unter der ich mein Motorrad versteckt hab: Wie mach ich da denn jetzt das Navi hin? Wenn ich das Navi hinschraub, sieht man ja den Tacho nicht mehr...?

In der Stadt war ich auch noch, vorher. Als ich an der Christenflaniermeile vorbei kam, stand da wieder der Kumpel vom Wurzelsepp und verteilte christliche Flyer.

"Wie kann man sich nur auf die Verliererseite stellen?" rief er mir laut zu, so dass es alle Leute hören konnten.
"Ich würde mich nie für die Gewinnerseite prostituieren!" rief ich genauso laut zurück, so dass es ebenfalls alle Leute hören konnten.
"Das ist hart" schluckte der Christ erschrocken.
Aber Tatsache! "Treffer, versenkt!" dachte ich mir, hähähä .

Ich trank beim Beck nen Kaffee und spazierte noch ein bisschen rum. Da sah ich an einem Laden doch glatt den persischen Künstler Hakim Abdul sitzen und malen! Grad eben im Beck beim Kaffee hatte ich noch in seinem Buch gelesen. Also ging ich gleich hin und ließ mir das signieren, wenn ich's denn schon grad dabei hab .

Als ich dann endlich heim kam, lief dort die Spontanparty: die Hausis hatten sich versammelt und wollten dann grillen - au ja! Also schmiss ich mal ein wenig Speck und Putenschnitzel auf den Grill.

Als der erste Speck fertig war, stapelte ich den auf den Teller, machte dann aber den Fehler, die anderen Specks auf dem Grill noch umzudrehen. Nun wollte ich meine fertigen Speck essen, aber ... der Teller war leer! Ino saß mit Unschuldsmine da und guckte, als habe er nichts damit zu tun. Aber dann platzte es aus ihm raus: "Aaaauuua!" Der Speck war so heiß - noch vom Grill - dass Ino sich die ganze Waffel verbrannte und dabei schaffte er es noch, eiskalt so zu tun als wär da nie was zu Futtern gewesen, während der brandheiße Speck ihm die Zunge verbrannte, aber er nicht zugeben durfte, dass er ihn mir vom Teller geklaut hatte, haha! Das ist die Strafe Satans für's Speckklauen!

Ich hatte gar nicht lange Zeit, meine Putenschnitzel musste ich zurück lassen, denn um 20 Uhr war Vernissage in der Weinerei. Also radelte ich dort hin und guckte mir die Ausstellung an von der Anne Kammermeier. Auf Vernissagen gibt es ja immer ein wenig was zu knabbern und zu trinken und dann steht natürlich auch stets der Jörg auf dem Plan. Da ist er!

Da guckte ich mir also die Vernissage an und die neuen Werke der Künstlerin und knüpfte ein paar neue und alte Kontakte. Ein Duo trat auf und trug ein paar spanische Volkslieder vor, war auch recht nett.

Nach dem Auftritt des Ensembles radelte ich wieder nach Hause zu meinen Putenschnitzeln auf dem Grill. Die anderen hatten mir tatsächlich mein Gegrilltes aufgehoben und ich kam auch noch lecker zum Essen. Bis um Mitternacht saßen wir noch draußen im Hof in der lauen Frühlingsnacht unter unserem stark duftenden, blühenden Baum und philosophierten, lästerten und soffen.

Mei, was für ein erfolgreicher und schöner Tag das doch noch geworden ist!

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