Donnerstag, 10. Mai 2018

Sagenfest Kammerstein

Freitagnachmittags nach der Arbeit düsten Ralf und ich im KGA (Kleines Grünes Auto) gleich los nach Kammerstein zum Sagenfest. Kammerstein ist ein Dorf kurz hinter Schwabach und grad mal 21 km von Nürnberg weg, also das ist ja wieder mal ideal.

Mit einem kleinen Verfahr-Umweg in Schwabach fanden wir dann endlich Kammerstein. Da war aber nix ausgeschildert und kaum dass wir bissel guckten, wo wir denn hin mussten, waren wir aus dem Ort auch schon wieder herausen. Also wieder zurück. Auf dem Rückweg suchten wir, ob hier nicht irgendwer Gewandetes (oder sonstwer) auf der Straße rumlief, aber kaum dass wir guckten, waren wir schon wieder am Ortsbeginn und aus dem Dorf herausen. Also nochmal zurück.

Ich bog dann einfach irgendwo ab, rein in den Ort, und so fanden wir dann auch endlich einen Parkplatz etwas weiter oben, wo ein paar Gewandete rumliefen. Da stellte ich das KGA ab und so liefen wir erst mal den Berg wieder runter und suchten das Mittelalterfest.

Am Eingang erfuhren wir dann, dass wir da oben am Parkplatz nicht zelten dürfen, sondern es weiter unten eine Wiese dafür gab. Also liefen wir wieder rauf und wollten auf die Wiese fahren. Unterwegs trafen wir n Mädel und einen Kerl, die genau dasselbe Problem hatten wie wir und so schlossen wir uns zusammen auf die Suche nach dem Campingplatz.

Da landeten wir dann alle vier - Ralf und ich im KGA - Nina im blauen Landrover - Horst im weißen Landrover - auf ner gemähten Wiese, wo irgendwie außer uns keine alte Sau war. Das sollte aber der Campingplatz sein und so packten wir unsere Zelte aus.

Da kam auch schon ein Gabelstapler die "Hauptstraße" von Kammerstein heruntergefahren, und er brachte uns ein Dixi-Häuschen! Hey, das ist ja mal ein Service: unser eigenes Dixi-Häuschen, nur für 4 Leute, wow! I am beghostet!

Die Zelte standen, das 1. Bier war drin und so stiefelten wir hoch zum Fest. Da spielten gerade Corvus Corax.

Dazu sollte ich aber sagen, dass der Eintritt für 3 ganze Tage nur 15 € machte - und außer Corvus Corax noch die Streuner spielten und Fuchsteufelswild. Also da kann man ja mal echt nicht meckern, was?!

Ach, was für ein schönes Mittelalterfest! Wir trafen auch gleich den Michi, obergewandeter Berserker (siehe Bild ganz unten) auf sämtlichen Mittelalterfesten im näheren und weiteren Umkreis, und der ließ dann folgenden Spruch ab: "Das werden wieder 3 schöne Tage." Ich weiß nicht, was ich an diesem Spruch so besonders gefunden habe, aber ich dachte mir: Er hat eigentlich Recht! Was mach ICH hier eigentlich außer "3 schöne Tage"? Ja, ich wiesel von Gig zu Gig, renne ständig rum und kauf jeden Mist, renn wieder zur nächsten Vorstellung und dazwischen mache ich ein Foto nach dem anderen, um das dann auf Facebook zu stellen...? Vielleicht sollt ich mir einfach mal "3 schöne Tage" machen - wie der Michi?

Das Ganze liegt an dem Stress und den Belastungen der letzten 3 Jahre. Die haben ganz schön an meiner Substanz gefressen und dazu geführt, dass ich nur noch durch meinen Terminkalender improvisierte: von dem Termin zu dem Termin, dazwischen schnell die Steuererklärung beim Steuerberater abgeben, noch schnell ne Stellungnahme an den gegnerischen Anwalt, ach, und die Klempnerrechnung in Höhe von 2.600 € noch schnell überweisen, dann gleich wieder ab zum nächsten Termin, weil danach muss ich noch zum Notar - und so ging das fast jeden Tag, das hab ich nicht ausgehalten ... und das hat mich alles so überdreht, dass ich ganz vergessen hab, dass man sich ja einfach auch mal "3 schöne Tage" aus einem Event machen kann, statt einen "Festival-Termin", an dem ich nichts verpassen darf und mit Gewalt den Ausgleich zu meinem Businessquatsch herauskrampfen muss.

Der Gedanke schaltete mich tatsächlich mal einen Gang runter.
Hail Satan.

Nach Ende des Tages liefen wir vier hinunter zu unserem Campingplatz mit Privat-Dixi und ließen den Tag bei Bier und Met noch ausklingen. Diesmal hatten wir einen Kasten Bier dabei, damit Ralf nicht immer bei den anderen mitsoff, sondern auch mal was ausgeben konnte, aber es waren ja nur zwei andere da. Die hatten außerdem auch einen Kasten Bier dabei und so hatten wir richtig viel Sauf-Arbeit.

Im Lauf des Besäufnisses steckte mir der Ralf, dass es sich bei der blauen Landroverin nicht um die Frau vom weißen Landrover handelte, sondern dass das die Tochter ist und der weiße Landrover ihr Vater! Da machte sich der Ralf gleich auf die blaue Kühlerhaube, weil vielleicht ging da ja was?

Ja, und warum haben Ralf und ich zwei getrennte Zelte, wollte die Landroverin da wissen? Ja, weil wir halt auch kein Paar sind; zwar nicht Mutter und Sohn, aber Vermieterli und Mieterli .

Die Nacht war lang und lustig. Am nächsten Morgen schien die Sonne aufs Zelt. Ich zog die Isomatte in das Vorzelt und pennte dort weiter, weil drinnen war's zu heiß. Da fuhr tatsächlich noch ein Auto daher auf unseren Vierercampingplatz mit Privat-Dixi. Das neue Auto hatte einen Anhänger dran und darin war ein PFERD. Na, DAS nenn ich mal echt true gewandet : mit dem Pferd zum Mittelalterfest, wow! Ich bin echt platt *begeistert*.

Die neue Fest-Besucherin trabte also ganz lässig auf ihrem Schimmel zum Fest vor. Wir vier marschierten dann auch los.

Es spielten die Streuner.

Das Fest war echt schön, hey! Es gab ein Lager und ein Handwerker-Zeltlager, also echt klasse - für nur 15 €?!

Es gab ein kleines Ritterturnier und einen Falkner. Dieser Rabe tat mir aber echt total Leid. Er war an den Füßen gefesselt wie ein Sklave, angebunden, damit er nicht fortfliegen konnte und der Schwanz war ihm gestutzt. Er flatterte und versuchte immer wieder, fort zu fliegen, flog aber nur auf den Schnabel, weil die Fesseln seinen Flug stoppten.

Hee, ihr Krähen und Raben auf der Ranch hoch oben in den Tannenwipfeln: ihr wisst gar nicht, was für glückliche Vögel ihr seid!

Da trafen sich die Burgfräulein, Elfinnen und Bogenschützinnen zu Pferde. Der Schimmel von unserem Zeltplatz war gar nicht dabei...?

Ein paar Edelleute liefen auch rum: bestimmt der Stadtrat und seine Gemahlin.

Sogar ein echtes Kamel hatten sie da rumlaufen. Und das alles für 15 €, also ich war echt begeistert.

Auf der Händlermeile hockten diese Händler und boten ihre Waren feil.

...und dann gab es das Wichtigste: einen Mutz-Braten! Oh, lecker!! Es war noch dazu ein richtig guter Mutz-Braten, richtig viel und kostete auch anständige 8 €, also auch nicht überteuert. Sehr schön, hier!

Dazu kam dann nun des Ralfs aktuelle Lieblingsband: Fuchsteufelswild ... mit der schönen Ella.

Nach dem Auftritt ging der Ralf gleich hin und bezirzte die schöne Ella.

Danach machte er sich zum Met-Stand und gab sich die Kante.

Der andere Met-Stand war nicht so true. So richtig mittelalterlich ist das ja nicht, per EC-Karte oder sogar Paypal zu zahlen, also pft.

Abends gabs ne Pyro-Show.

Der Chef persönlich - das war der Eisbär, den ich noch aus Komm-Zeiten Anfang der 80er kannte, damals als Punk - trat als Feuerschlucker auf und das konnte der noch echt erstaunlich gut.

Nach der Feuershow ließ der Eisbär zwar eine Rede über seine Meinung zur Flüchtlingspolitik ab, die ich persönlich absolut scheiße fand, weil ich genau entgegengesetzter Meinung bin und außerdem finde, dass das Thema nicht auf ein Mittelalterfest gehörte. Er bekam auch nur recht mäßigen Applaus für seine regierungskonforme Ansprache.

Trotz dessen war auch dieser Tag irgendwie echt schön gewesen. Wir ließen ihn ausklingen wie den Vortag: vor den Landrovern mit Bier und Met.

Hier seht ihr unsere Zelte und die Landrovers und ne Ecke von unserem privaten Dixi-Klo - am Sonntagmorgen.

Das KGA stand anständig in der Parkbucht, denn eigentlich durften Autos nicht auf die Wiese fahren. Nur weil die Landrovers in ihren Autos schliefen, hatten sie eine Sondergenehmigung.

Der Ralf war noch vom Vorabend gut drauf, haha.

An diesem letzten Tag gabs erst mal einen Aufmarsch der Lagerleute und Spielleute (Fuchsteufelswild).

Der Ralf und der Michi (links).

Ah, schon wieder Marionettentheater!

Ne tanzende Elfe.


"Moment mal..." sagte der Ralf und fummelte mir am Rücken rum. Er zog einen Wäschezwicker hervor. "Da hat dir jemand die Krätze raufgehängt!" lachte er. Tatsächlich, so schnell kanns gehen: ich hatte mir die Krätze eingefangen !

Ja, was mach ich jetzt? Ich denke, ich gebe sie ganz heimtückisch weiter!

Also hängte ich den Krätze-Wäschezwicker an die Gewandung eines völlig ahnungslosen Kerls.

Hier hockt der arme Mann und hat die Krätze am Hemd, ohne es zu merken, hahaha .

Das ist ja lustig! Könnt ich mich gvreggert lachen, hahaha! Beim nächsten Mittelalterfest werde ich auch Wäschezwicker mitnehmen und "Beulenpest" draufschreiben, "Cholera", "Syphilis" oder "Antoniusfeuer". Hahaha, und dann mache ich Krankheitendämon und verteile die Dinger an anderer Leute Gewänder, hahaha.

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